Arbeitsfeld „Perspektivität und Subjektivität“

In Auseinandersetzung mit geisteswissenschaftlichen Reflexionen menschlicher Subjektivität und empirischen Ergebnissen zu den naturalen Grundlagen menschlicher Geistigkeit (Ethologie, Genetik, Neuropsychologie usw.) versteht sich diese Arbeitsgruppe als gemeinschaftliches Forschungsprojekt an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Naturwissenschaften.

Gegenstand ist eine phänomenologisch-hermeneutische Konzeption menschlich-leiblicher Subjektivität bzw. Geistigkeit. Ins Zentrum der Betrachtungen rückt dabei der Begriff der „Perspektivität“. Es geht darum, eine Naturalisierung mentaler Phänomene im hermeneutischen und nach-neuzeitlichen Paradigma zu unternehmen. Der methodische Zweifel des René Descartes ist hierbei genauso zu transformieren, wie auch die transzendentale Deduktion des Immanuel Kant multiperspektivisch zu erweitern ist. Eine Reduktion auf die Teilnehmerperspektive (1PP) und die Beobachterperspektive (3PP) reicht nicht aus. Weitere Perspektiven sind schon auf der methodischen Ebene herauszuarbeiten. Die Begriffe „Kompetenz“, „Disposition“ und „menschliche Leiblichkeit“ stehen dabei im Zentrum, wobei die phänomenologische Methode im Anschluss an das Spätwerk Husserls, das Werk Heideggers, Wittgensteins, Merleau-Pontys und Ihdes im Sinne einer Neukonzeption menschlicher Subjektivität im epistemischen Paradigma des Umgehen Könnens transformiert wird. Die Neukonzeption des epistemischen Paradigmas verweist auf eine Aufwertung impliziten Wissens (Michael Polanyi) bzw. Umgangswissens (Bernhard Irrgang). Wahrnehmung wird somit als aktive Praxis interpretiert. Sensomotorisches Wissen geht propositionalem Wissen voraus, wodurch die unhintergehbare lebensweltlich-technische und sprachliche Rolle menschlicher Leiblichkeit in den Mittelpunkt einer multiperspektivischen Konzeption menschlicher Subjektivität gerät.